Der große Schatz an Lebenserfahrung lässt ältere Menschen nicht alt aussehen – im Gegenteil: Sie können Informationen besser verknüpfen, Wesentliches von Unwesentlichem trennen und Zusammenhänge leichter erkennen.
Dass sie scheinbar vieles vergessen, beruht nicht darauf, dass sie nicht mehr in der Lage sind, sich Dinge merken zu können. Ältere haben lediglich bereits eine so große Menge an Wissen gespeichert, dass die Suche danach eben etwas länger dauert.
Um die Funktionen des menschlichen Geistes für lange Zeit aufrechtzuerhalten, benötigt es aber Übung. Sehen wir uns dafür zunächst die kognitiv-mentalen Fähigkeiten genauer an.
Kognition beschreibt das Denken in einem umfassenden Sinne. Darunter zählen z.B. die Wahrnehmung, Erinnerung, Aufmerksamkeit, Kreativität, Vorstellungskraft und die Orientierung. Auch Emotionen haben einen wesentlichen kognitiven Anteil, was unter dem Aspekt des Glücklichseins noch angesprochen wird.
Mentale Fitness: Mehr gefragt denn je
Mentales Leistungsvermögen wird nicht nur im Beruf gefordert, sondern ist bis ins hohe Alter das Ziel eines jeden von uns: konzentriert, merkfähig, kreativ, sprach- und kommunikationsstark, entspannt, motiviert sowie selbstbewusst aufzutreten, positiv und nach dem eigenen intellektuellen Potenzial denken zu können und nicht zuletzt Entscheidungen eigenverantwortlich zu treffen.
Basis für die Erhaltung dieser Fähigkeiten ist körperliche Gesundheit, hinzu kommt ein stetes Beanspruchen unseres Gehirns.
Fitness-Kurse sind besonders zu empfehlen, denn sie enthalten auch den sozialen Aspekt.
Zuallererst dürfen wir uns aber nicht von den Zahlen zur Demenz Wahrscheinlichkeit abschrecken lassen, die sich in den letzten Jahren deutlich erhöht hat. Denn Forscher weisen immer wieder darauf hin, dass durch aktives Handeln die Gehirnleistung mitsamt seiner vielfältigen Faktoren aufrechterhalten und sogar verbessert werden kann.
Die Möglichkeiten, das Gehirn auf Trab zu halten, sind sehr vielfältig und beinhalten unterschiedliche und doch sich beeinflussende Faktoren. Wichtig bei der Vorsorge ist, dass wir unseren Lebensstil frühzeitig auf unseren Alterungsprozess einstellen. Je eher wir damit beginnen, desto besser. Geben wir unserem Leben also nicht nur Jahre, sondern den Jahren Leben!
Fitnesstraining als das beste Rezept
Als das beste Mittel, die grauen Zellen mobil zu halten, hat sich ein gesunder Lebensstil mit viel Sport herausgestellt. Im Allgemeinen haben regelmäßige körperliche Aktivitäten eine positive Wirkung auf den Stoffwechsel und helfen, ein Normalgewicht und ein vorteilhaftes Verhältnis zwischen Muskel- und Fettgewebe im Körper zu erhalten.
Die Durchblutung des Gehirns wird angeregt, die Schlafqualität erhöht, die Psyche stabilisiert und sowohl die kognitive Leistungsfähigkeit als auch das allgemeine Wohlbefinden gesteigert.
Beim Fitnesstraining werden zudem nicht nur unser Herz oder unsere Muskeln gebraucht, sondern auch unser Köpfchen und hier vor allem das Kleinhirn. Seine wichtigsten Aufgaben im sportlichen Bereich sind die Motorik, das Ausführen und Koordinieren von Bewegungen, die Reaktionsfähigkeit sowie der Gleichgewichtssinn.
Das Großhirn hilft uns unterdessen mit seiner Speicherkapazität. Nur damit können wir uns z.B. gewisse Übungen und Bewegungsabläufe einprägen. Fitnesstraining ist also auf der einen Seite ohne ein gut funktionierendes mentales System kaum ausübbar, Sport trainiert auf der anderen Seite auch unser Gehirn.

Wer seine Muskeln trainiert, trainiert auch sein Gehirn.
Fitness-Kurse als effizienteste Maßnahmen
Neben Ausdauersportarten und Krafttraining ist die Teilnahme an Kursprogrammen in Fitnessstudios besonders zu empfehlen. Yoga, Rückengymnastik oder Step-Aerobic sind hervorragend geeignet, die Gehirnzellen nicht einrosten zu lassen.
Man ist nicht nur körperlich aktiv, sondern auch sozial. Das permanente Beobachten von sich selbst und anderen als auch die Kommunikation unter den Mitgliedern fordert unglaublich viele Hirnregionen gleichzeitig und steht bei Experten unter der Kategorie „allerbestes Gehirnjogging“.
Eine Aktivität, die Körper, Geist und den sozialen Faktor kombiniert, ist auch das Tanzen: Es stärkt Herz und Muskeln, stellt unser Konzentrations- und Aufnahmevermögen auf die Probe und fordert sowohl die Koordinations- als auch Rhythmusfähigkeit heraus. Last but not least ist Tanzen ein Sport, den man zumeist entweder mit einem Partner oder in einer Gruppe ausführt. Die Freude an der Gesellschaft belebt den Geist und sorgt für psychische Stabilität.
Ein weiteres Plus für Bewegung: Sie macht nachweislich glücklich und letztendlich länger robust gegen mögliche Altersbeschwerden. Eine über fast 10 Jahre laufende britische Studie des University College London hat herausgefunden, dass ältere Menschen, die glücklicher sind und das Leben mehr genießen, körperlich langsamer abbauen als ihre unzufriedene Zeitgenossen.
Die Mittelmeer-Kost hat sich in der Ernährung als besonders geeignet erwiesen.
Haben wir Freude an unseren Aktivitäten, dann befinden wir uns im wünschenswerten Zustand des sogenannten „Flow“ (nach Mihaly Csikszentmihalyi). Zwar fordern uns viele Alltagstätigkeiten und Bewegungsabläufe heraus, jedoch führt das Bewältigen dieser kognitiv anspruchsvollen Aufgaben dazu, zufrieden zu sein.
Es ist nie zu spät!
Beim Training kommt es nicht auf Höchstleistungen, sondern vielmehr auf die Regelmäßigkeit und Langfristigkeit an. Wer sich nicht genügend bewegt, ist den Risikofaktoren des vorzeitigen Verfalls nahezu ausgeliefert: Bluthochdruck, Übergewicht sowie erhöhte Blutzucker- und Cholesterinwerte.
Sportmediziner/innen empfehlen mindestens eine halbe Stunde Sport an drei bis sechs Tagen pro Woche unter Berücksichtigung der individuellen Belastungsfähigkeit. Zu spät für einen Start ist es nie!
Selbst im hohen Alter ist der Nutzen einer neu begonnenen sportlichen Betätigung für die Gesundheit nachgewiesen. Ältere Einsteiger wie auch Personen mit Vorerkrankungen sollten bevorzugt im Fitnessstudio trainieren unter der Anleitung eines kompetenten Fitnesstrainers bzw. einer Fitnesstrainerin. Diese sind auch behilflich bei der Erstellung eines individuellen Trainingsplans. Ebenso sollten sich Frauen aufgrund der hormonellen Änderungen vor und während der Menopause vorab an Fachpersonal wenden.

Fitnesstrainer/innen achten auf die korrekte Übungsausführung.
Die Kraft der Pflanzenöle
Das ganze Training und die ärztlichen Maßnahmen bringen aber nicht viel, wenn wir uns nicht vernünftig ernähren. Empfohlen wird vor allem die Mittelmeer-Kost, d.h. viel Gemüse, Obst, Olivenöl, wenig Fleisch und mindestens ein Mal pro Woche Fisch.
Ungesättigte Fettsäuren, wie sie in Pflanzenölen, u.a. Oliven- und Leinöl, zu finden sind, haben eine direkte schützende Wirkung auf die Gehirnzellen und helfen, sie funktionsfähig zu halten und entzündlichen Prozessen entgegen zu wirken.
Eine einseitige Ernährung kann zu Vitaminmangel führen und unter anderem die Verminderung der kognitiven Fähigkeiten erhöhen. Eine ausgewogene, vitaminreiche Ernährung und der weitgehende Verzicht auf Alkohol und Nikotin ist daher eine wesentliche Voraussetzung für eine dauerhaft gute Arbeitskraft des Gehirns.
Gezieltes Gehirnjogging
Experten geben neben Fitness und einem gesunden Lebensstil auch den Rat, Gehirnjogging zu betreiben. Das Gehirn fordern und am Laufen halten können wir auf vielfältige Weise: Lesen, Schreiben oder gezieltes Lernen, trainieren das Denken und fördern das Wachstum von Gehirnzellen.
Mit einem Mix aus Training, Ernährung und Gehirnjogging bist Du gut gewappnet.
Keiner sollte also davor zurückschrecken, noch in hohem Alter z.B. eine Fremdsprache zu lernen, der Phantasie freien Lauf zu lassen oder sich einen Bibliotheksausweis zuzulegen.
Auch Musizieren oder anspruchsvolle Spiele wie Schach beugen dem mentalen Verfall auf eine erstaunlich wirksame Weise vor. Hierbei gibt es niemals den finalen Zeitpunkt, an dem es sich nicht mehr lohnt, etwas zu tun. Ganz im Gegenteil! Unser Gehirn verblüfft mit seinen immensen Leistungspotenzialen, die wir durch beständiges Training sogar im hohen Alter noch steigern können.
Die besten Tipps gegen das geistige Altern
- Treibe regelmäßig Sport – das wirkt sich positiv auf den Stoffwechsel, die körperliche Fitness und die Durchblutung des Gehirns aus.
- Nehme an Fitness-Kursen teil: Geist und Körper werden hier so intensiv angesprochen wie bei nahezu keiner anderen Aktivität.
- Lass Dir beim Aufstellen eines individuellen Trainingsplans von Deinem Trainer bzw. Deiner Trainerin helfen.
- Ernähre Dich gesund: Iss viel Gemüse, ungesättigte Fettsäuren, Fisch, wenig Fleisch und verzichte auf Alkohol und Nikotin.
- Betreibe aktives Gehirnjogging, z.B. lesen, schreiben, musizieren, Rätsel lösen oder sich mit anspruchsvollen Spielen beschäftigen.
Fazit
Dass wir älter werden, daran lässt sich nichts ändern, aber wie wir älter werden, das lässt sich schon beeinflussen. Denn: Nicht nur körperliche, sondern auch geistige Fitness kann trainiert werden.
Für präventive Maßnahmen ist es niemals zu spät. Besonders effektiven Schutz bieten Tätigkeiten und Freizeitgestaltungen, in die Körper, Geist und soziale Kontakte gleichermaßen eingebunden sind, z.B. Fitnesskurse.
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