Wissenschaftler haben nun einen Zusammenhang zwischen der Zusammensetzung des Darmmikrobioms und der Entstehung entzündlich-rheumatischer Erkrankungen nachgewiesen.
Was versteht man unter Rheuma?
Rheumatische Erkrankungen sind eine Gruppe von Krankheiten, die Gelenke, Muskeln und andere Gewebe betreffen. Dazu gehören zum Beispiel rheumatoide Arthritis, Morbus Bechterew oder Lupus. Diese Krankheiten betreffen weltweit Millionen von Menschen und sind oft schwer zu behandeln.
Viele Menschen haben eine genetische Veranlagung für rheumatische Erkrankungen.
Die genauen Ursachen rheumatischer Erkrankungen sind noch nicht vollständig geklärt. Es ist jedoch bekannt, dass genetische Faktoren eine Rolle spielen können. Viele Menschen haben eine genetische Veranlagung für rheumatische Erkrankungen, aber nicht alle erkranken tatsächlich daran. Eine weitere wichtige Rolle scheint die Zusammensetzung der Darmflora zu haben.
Welchen Einfluss hat unsere Darmflora?
Eine Studie hat gezeigt, dass bestimmte schädliche Bakterienstämme in der Darmflora von Rheumapatienten ungünstig vermehrt sind. Diese Bakterien können die Darmbarriere überwinden und in andere Organe einwandern, wo sie Entzündungen auslösen. Als Gegenspieler wirken bestimmte Darmbakterien, die für den Schutz der Darmbarriere und eine gesunde Darmflora wichtig sind.
Zu Beginn der Studie wurden die Darmmikrobiom-Profile der Patienten untersucht. Dabei fanden die Forscher Unterschiede zwischen den Mikrobiom-Merkmalen der Patienten, bei denen sich die Krankheit besserte, und denjenigen, bei denen dies nicht der Fall war.
Die Studie zeigte, dass die Konzentration schützender Darmbewohner bei Rheumapatienten verringert war. Zudem kam es durch Kreuzreaktionen einzelner Bakterienstämme zu unerwünschten immunologischen Prozessen, die entzündliche rheumatische Schübe auslösten.
Welche therapeutischen Ansätze gibt es?
Die Studienleiter betonen, dass dieses Forschungsergebnis wichtige Therapieansätze bei Rheuma aufzeigt. Ernährungstherapeutische Ansätze könnten helfen, ein gesundes Milieu in der Darmflora zu schaffen. Eine ausgewogene Ernährung mit viel Gemüse, Obst und Vollkornprodukten sowie der Verzicht auf stark verarbeitete Lebensmittel können helfen, die Darmflora zu stärken. Auch spezielle Medikamente gegen unerwünschte Darmbakterien könnten Abhilfe schaffen.
Die Konzentration schützender Darmbakterien ist bei Rheumapatienten verringert.
Neben ernährungs-therapeutischen und medikamentösen Ansätzen gibt es weitere mögliche Therapieansätze zur Verbesserung der Darmflora bei Rheumapatienten. Eine vielversprechende Möglichkeit ist die so genannte Stuhltransplantation. Dabei wird der Stuhl eines gesunden Spenders in den Darm des Patienten übertragen, um die Darmflora wieder ins Gleichgewicht zu bringen.
Diese Methode wird bisher vor allem bei Darmerkrankungen wie Clostridium-difficile-Infektionen eingesetzt, zeigt aber auch vielversprechende Ergebnisse bei der Behandlung von rheumatischen Erkrankungen.
Welche Rolle spielen Probiotika?
Ein weiterer wichtiger Aspekt im Zusammenhang zwischen Darmflora und Rheuma ist die Bedeutung von Probiotika. Das sind lebende Mikroorganismen, die in bestimmten Lebensmitteln oder als Nahrungsergänzungsmittel enthalten sind. Sie sollen helfen, die Darmflora zu verbessern und das Immunsystem zu stärken.
Eine ausgewogene Ernährung könnte helfen, ein gesundes Milieu in der Darmflora zu schaffen.
Einige Studien haben gezeigt, dass die Einnahme von Probiotika bei Rheumapatienten zu einer Verringerung von Entzündungsparametern im Blut führen kann. Die Wirkung von Probiotika ist jedoch nicht bei allen Menschen gleich. Um die genaue Wirkung von Probiotika bei rheumatischen Erkrankungen zu erforschen, sind weitere Untersuchungen notwendig.
Wissenschaftler vermuten schon seit einiger Zeit, dass das Mikrobiom des Darms auch bei vielen anderen Entzündungs- und Autoimmunerkrankungen eine Rolle spielt. Die riesige Mikroben Population hilft bei der Verdauung der Nahrung, reguliert das Immunsystem und schützt vor krankheitserregenden Bakterien. Die Behandlung wird jedoch dadurch erschwert, dass die Darmflora eines jeden Menschen einzigartig ist und aus einer komplexen Mischung von genetischen, Ernährungs- und Umwelteinflüssen besteht.
Fazit
Insgesamt zeigen die Zusammenhänge zwischen Darmflora und Rheuma, wie wichtig eine gesunde Darmflora für unsere Gesundheit ist. Eine ausgewogene Ernährung mit vielen Ballaststoffen und probiotischen Lebensmitteln sowie ein gesunder Lebensstil können dazu beitragen, die Darmflora zu unterstützen und das Risiko für rheumatische Erkrankungen zu senken. Zusätzlich können gezielte Therapien wie Stuhltransplantationen und Medikamente helfen, die Darmflora wieder ins Gleichgewicht zu bringen und Entzündungen im Körper zu reduzieren.
Quellen:
National Library of Medicine: ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC9499173/
Mayo Clinic: newsnetwork.mayoclinic.org/discussion/mayo-researchers-link-gut-microbiome-to-rheumatoid-arthritis-prognosis/
AAAS: aaas.org/news/gut-bacteria-can-trigger-rheumatoid-arthritis-patient-study-suggests
Bildquellen: