Zurückzuführen ist dies auf Existenzängste, Vereinsamung oder der sich ausbreitenden Langeweile durch Ausgangsverbote und stark eingeschränkter Freizeitmöglichkeiten. Dies lässt viele Menschen zur Flasche greifen, da die Meinung vorherrscht, dass Alkohol entspannt, beruhigt und Ängste und Sorgen vertreibt.
Ebenso hartnäckig hält sich das Gerücht, dass täglich ein Gläschen Rotwein die beste Versicherung gegen Herz-Kreislauferkrankungen, Bluthochdruck und Schlaganfall sei.
Tatsächlich beweisen einige Studien, dass es in allen europäischen Ländern einen direkten Zusammenhang zwischen der Aufnahme tierischer Fette und der koronaren Herzkrankheit gibt. Nur die Schweiz und Frankreich bilden eine Ausnahme, was zu dem Begriff „Französisches Paradoxon" führte. In diesen beiden Ländern wird nämlich deutlich mehr Rotwein konsumiert als in allen anderen, woraus nicht nur Freunde des Rebensafts, sondern auch seriöse Wissenschaftler folgerten, dass dem Rotwein besondere, gesundheitsstärkende Stoffe innewohnen.
Auch eine spanische Studie an 4.000 Probanden kam zu dem Ergebnis, dass Personen, die ein bis sieben Gläser Rotwein pro Woche tranken, deutlich weniger unter Erkältungskrankheiten litten und zwar in einem Verhältnis von 1 zu 3. Eine weitere, vielbeachtete dänische Studie an 1.700 Menschen förderte zutage, dass regelmäßige Weintrinker nur halb so oft an Demenz erkranken wie Nichttrinker.
Nun ist es mit Studien so eine Sache. Zu fast jeder Studie gibt es sogleich eine Gegenstudie oder die Studienbedingungen werden kritisiert: zu wenig Probanden, zu einseitige Auswahl, keine ausreichende Berücksichtigung von Begleitumständen usw. Im Falle des erwähnten „Französischen Paradoxons" stellte man z.B. fest, dass sich die untersuchte Gruppe nicht nur regelmäßig ihren Rotwein gönnte, sondern sich auch vorwiegend mediterran und somit deutlich gesünder ernährte, als der Rest der Bevölkerung. Somit bleibt offen, ob die geringere Anfälligkeit für Herz-Kreislauf-Erkrankungen letztlich vom Rotweingenuss herrührt oder einfach vom gesünderen Essen.
Als gemeinsamer Nenner der obigen und vieler weiterer Studien bleibt jedenfalls laut Priv.-Doz. Dr. med. Knut Kröger die Aussage, dass „der regelmäßige Alkoholgenuss in kleinen Mengen positive Auswirkungen hat. Dabei wird eine Mengeneinheit mit 10 bis 12 g Alkohol definiert“.
Alkohol ist ein Vitaminräuber
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) mahnt, dass Männer nicht mehr als 20 g und Frauen nicht mehr als 10 g Alkohol pro Tag konsumieren sollten. 10 g Alkohol sind z.B. in einem Glas Bier, einem Glas Wein oder einem Gläschen Schnaps enthalten. Würde diese Menge nicht überschritten, könnten viele Krebserkrankungen vermieden werden. Analysen gehen von jährlich etwa 74.000 Todesfällen durch Alkoholkonsum allein oder bedingt durch den Konsum von Tabak und Alkohol aus. Insgesamt 3 Millionen Erwachsene zwischen 18 und 64 Jahren hatten im Jahr 2018 in Deutschland eine alkoholbezogene Störung.
Auch wenn es Anzeichen für einen Risiko senkenden Effekt auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei moderatem Alkoholkonsum gibt, warnt die Weltgesundheitsorganisation WHO dennoch davor, Alkohol sozusagen zur Prävention zu konsumieren. Zu groß seien insgesamt die negativen Auswirkungen auf die Gesundheit. Was nützt es schon, wenn zwar Herz-Kreislauf-Erkrankungen zurückgehen, aber innere Organe wie Leber und Pankreas geschädigt werden, psychische Störungen zunehmen und Übergewicht gefördert wird?
Apropos Übergewicht: Alkohol ist nach Fett der energiereichste „Nährstoff“. Kohlenhydrate und Eiweiß enthalten 4,1 kcal/g, Fett 9,1 kcal/g und Alkohol immerhin 7 kcal/g. Das ist eine ganze Menge, wenn man bedenkt, dass der Durchschnittsdeutsche im Jahr 95 Liter Bier, 20,7 Liter Wein, 3,3 Liter Sekt und 5,3 Liter Spirituosen schluckt. Und gleich noch ein paar schockierende Zahlen: bei den Bundesbürgern kommen etwa 10% der täglichen Nahrungsenergie vom Alkohol, im Schnitt also 235 kcal pro Tag oder 86.000 kcal pro Jahr - das ist eine Energiemenge, die 12 kg reinem Körperfett entspricht.
Man sollte also die energetische Seite des Alkoholkonsums nicht ganz aus den Augen verlieren, zumal Alkohol praktisch keinerlei Sättigungseffekt hat. Man trinkt den Alkohol zum Spaß und packt die Kalorien obendrauf, was sich in unschönen Fettpolstern, bis hin zum sprichwörtlichen „Bierbauch“ niederschlägt.

Wenn also Alkohol, dann bitte in Maßen und nicht in Massen! Gelegentlich ein Bier oder ein Gläschen Wein sind der Gesundheit nicht abträglich, ganz im Gegenteil! Wer abnehmen will, sollte aber immer seine Kalorienbilanz im Auge behalten. Bei einem Kalorienüberschuss - egal ob er von Kohlenhydraten, Fett oder auch Alkohol herrührt - baut man Körperfett auf, und nur bei einem Kaloriendefizit nimmt man ab.
74.000 Todesfälle jährlich durch Alkoholkonsum allein oder bedingt durch den Konsum von Tabak und Alkohol.
Wichtig zu wissen ist auch, dass Alkohol den Fettstoffwechsel beeinträchtigt, d.h. Alkohol wird immer bevorzugt verstoffwechselt und in dieser Zeit kann kein Fett abgebaut werden. Alkohol ist also immer - im wahrsten Sinne des Wortes - mit größter Vorsicht zu genießen, wenn man abnehmen möchte.
Es dauert auch relativ lange, bis Alkohol abgebaut ist. Zunächst einmal vergehen bis zu 2 Stunden, bis der getrunkene Alkohol vollständig vom Körper aufgenommen wurde. Hat man dann beispielsweise 1 Promille im Blut, dauert es bei einer Abbaurate von 0,15 Promille pro Stunde etwa 7 Stunden, bis der Alkohol verstoffwechselt wurde.
Eine lange Zeit, in der man nicht gut schläft und in der kein Fettstoffwechsel stattfindet. Der Schlaf wird gestört, da Alkohol diejenigen Gehirnbereiche beeinflusst, welche die Nieren- und Blasenfunktion steuern. Häufige nächtliche Toilettengänge sind die Folge. Hinzu kommt, dass Alkohol die sog. REM-Phasen des Schlafes beeinträchtigt, die besonders erholsam sind.
Und wie sieht es mit der Auswirkung von Alkohol auf sportliche Leistungen, Muskelwachstum und Fettreduktion aus? Dass die Fettreduktion durch Alkohol erheblich gestört wird, wurde bereits erläutert. Mit den sportlichen Leistungen sieht es ähnlich aus: Wissenschaftler an der Universität von Lausanne (Schweiz) untersuchten an Radsportlern, wie deren Leistungsfähigkeit durch Alkohol beeinflusst wird.
Den Probanden wurde eine Menge Alkohol verabreicht, die einem Glas Wein entsprach, die Kontrollgruppe trank ein alkoholfreies Getränk. Es zeigte sich, dass sich selbst kleine Mengen Alkohol äußerst nachteilig auf die Fahrleistungen auswirken. Zudem fiel die Ausdauerleistung der Alkohol-Konsumenten früher ab, was mit einer verminderten Kohlenhydratverbrennung zusammenhängt.
Auch das Muskelwachstum wird durch Alkohol sehr negativ beeinflusst. Der Testosteronspiegel sinkt, was eine geringere Proteinsynthese zur Folge hat. Alkohol führt zur Dehydrierung, da die Nieren viel Wasser benötigen, um den Alkohol auszuscheiden. Wasser jedoch spielt eine große Rolle beim Muskelaufbau, denn Muskeln bestehen nun zu 70% aus Wasser. Ferner ist Alkohol ein Vitaminräuber, was vor allem die Vitamine A, C und den Vitamin-B-Komplex betrifft. Diese Vitamine spielen eine eminent wichtige Rolle bei allen Stoffwechselvorgängen sowie beim Muskelaufbau.
Alkohol beeinträchtigt die
Ausdauerleistung
Hinzu kommt, dass Alkohol den Schlaf neurologisch beeinträchtigt, wodurch die Ausschüttung des für das Muskelwachstum äußerst wichtigen Hormons HGH (human growth hormon) beeinträchtigt wird. „Die Dosis macht das Gift", sagte Paracelsus bereits im 16. Jahrhundert und das gilt ganz besonders für den Alkohol. Als Fitnesssportler muss man kein Kostverächter sein und darf ruhig auch mal etwas Alkohol genießen. Man sollte nur im Auge behalten, dass Alkohol letztlich ein Gift ist, das in größeren Mengen gesundheitlichen Schaden anrichten kann!
Fazit:
Man kann es drehen und wenden wie man will: Alkohol ist letztlich ein Gift, das die Organ- und Gehirnfunktionen durcheinander bringt. Und weil das so ist, tut der Körper alles, um Blutalkohol schnellstmöglich wieder abzubauen. Etwa 0,1 bis 0,15 Promille beträgt die stündliche Abbaurate in der Regel, was aber bedeutet, dass mindestens 7 Stunden vergehen, bis ein Promille Blutalkohol wieder abgebaut ist. In dieser Zeit ist der Fettstoffwechsel gestört und es wird kein Körperfett abgebaut.
Das sollten alle bedenken, die abnehmen wollen! Trotzdem ist gegen ein Bierchen oder ein Glas Wein zwischendurch nichts einzuwenden - aber nur, wenn es dabei bleibt!