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Das metabolische Syndrom

Neue Technologien, Überflutung mit Informationen, immer bessere medizinische Versorgung – und dennoch bekommen wir ein Thema nicht in den Griff. Die Rede ist von der ständig steigenden Zahl an Menschen, die an sogenannten Zivilisationskrankheiten leiden.

© Dmytro Flisak - stock.adobe.com
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Pharmakonzerne verdienen Milliarden an den Auswirkungen eines falschen Lebensstils, wie Diabetes, Bluthochdruck oder zu hohem Cholesterinspiegel und schlechter Ernährungsgewohnheiten. 

Zu den Bestsellern in Apotheken zählen beispielsweise Cholesterinsenker. Warum also seine Ernährung umkrempeln, wenn man mit der Einnahme einer Tablette doch alles wieder in den Griff bekommen kann? Leider ist es aber nicht so einfach: Die Spirale an den „metabolischen Krankheiten“ kann sich schleichend hochschrauben und letztlich Ausmaße annehmen, die sich dann als metabolisches Syndrom manifestieren.

 

Was bedeutet „metabolisches Syndrom“?

Der Begriff „metabolisches Syndrom“ setzt sich zusammen aus den beiden Wörtern „metabolisch“ und „Syndrom“. Metabolisch bedeutet „den Stoffwechsel betreffend“. Bei einem Syndrom handelt es sich um eine Anhäufung mehrerer Krankheitssymptome, die gleichzeitig vorliegen. Im Falle des metabolischen Syndroms kommt es zur Anhäufung der gefährlichsten Risikofaktoren für das Herz-Kreislaufsystem und somit für koronare Herzkrankheiten, also Erkrankung der Herzkranzgefäße.

Die Ursachen sind vielfältig. Neben den Genen, hormonellen Störungen, altersbedingten Veränderungen und einer Neigung zu chronischen Entzündungen führen auch willentlich herbeigeführte Gegebenheiten wie Bewegungsmangel, bauchbetontes Übergewicht und Insulinresistenz zur Entstehung des metabolischen Syndroms.  

Auffälligerweise stammt ein Großteil der Betroffenen aus den Industriestaaten. Außerdem fällt auf, dass das metabolische Syndrom häufiger bei Männern als bei Frauen anzutreffen ist, bei 60-Jährigen 5-mal häufiger auftritt als bei 20-Jährigen und dass in Ostdeutschland mehr Menschen vom metabolischen Syndrom betroffen sind als in Westdeutschland.

Generell charakterisiert sich das metabolische Syndrom durch das Vorliegen folgender Faktoren

  • Abdominelle Fettleibigkeit (also am Bauch)
  • Bluthochdruck (Hypertonie)
  • Fettstoffwechselstörung (Dyslipidämie)
  • Insulinresistenz

Zur eindeutigen Diagnose des metabolischen Syndroms existieren Kriterien von Institutionen wie der WHO (World Health Organisation):

  • Bauchumfang bei Männern über 94 cm
  • Bauchumfang bei Frauen über 80 cm
  • Triglyceridspiegel im Blut über 150 mg/dl
  • HDL Spiegel im Blut bei Männern unter 40mg/dl
  • HDL Spiegel im Blut bei Frauen unter 50mg/dl
  • Blutdruck über 130/85 
  • Nüchternglukosewert im Blut über 110mg/dl oder diagnostizierte Diabetes
     

Schlechte Lebensgewohnheiten – Quell allen Übels

Genetische Faktoren spielen wohl auch hin und wieder eine Rolle. Aber allein verantwortlich sind die Gene sicher nicht an der Entstehung des metabolischen Syndroms. Vielmehr sind es Bewegungsmangel, gesteigerte und falsche Nahrungszufuhr, die im Laufe der Zeit zu Fettsucht und überdies zur Insulinresistenz führen können. Die Folge davon ist zunächst der Zustand des Prä-Diabetes, bei dem es zunächst „nur“ zu einem erhöhten Nüchtern-Blutzuckerspiegel kommt. Dieser Zustand ist allerdings der Vorbote für die Entstehung von Diabetes-Typ-II, Fettstoffwechselstörungen und Bluthochdruck – und schon haben wir unsere vier Faktoren für das metabolische Syndrom zusammen!

 

Aus Übergewicht wird Adipositas

Der Unterschied zwischen Übergewicht und Adipositas liegt darin, dass es sich bei Adipositas um eine starke Ausprägung von Übergewicht handelt, die mit krankhaften Auswirkungen verbunden ist.

Heutzutage wird zumeist der BMI (Body-Mass-Index) als Bewertungskriterium für die Diagnose von Adipositas verwendet. Das Verhältnis von Körpergewicht zu Körpergröße² entscheidet, ob man als krankhaft übergewichtig gilt. Als übergewichtig gilt wer einen BMI zwischen 25 und 30 hat. Als adipös gilt, wer einen BMI von über 30 hat. Allerdings unterscheidet der BMI nicht zwischen Körperfett und Muskulatur, d.h. ein muskelbepackter Athlet ist nach dem BMI übergewichtig, was natürlich Unsinn ist.

 


Die richtige Kombination aus Ernährung und sportlicher Betätigung ist die beste Vorsorge gegen das metabolische Syndrom.


 

Deshalb gilt inzwischen das sogenannte THV (Taille-Hüft-Verhältnis) als das wesentlich aussagekräftigere Kriterium. Das Verhältnis von Taille zu Hüfte sagt nämlich etwas darüber aus, wie es um die Verteilung des Körperfetts bestellt ist. Wird bei der Bestimmung des THV der sogenannte „Birnen-Typ“ festgestellt, handelt es sich um den metabolisch gesehen weniger gefährlichen Fettverteilungstyp. Er tritt vorrangig bei Frauen und jüngeren Menschen auf. 

Gefährlich wird es beim „Apfel-Typ“, der sich durch eine hohe Fettkonzentration im Bauchinnenraum kennzeichnet. Die viszeralen Fettdepots – also Fett, das in der Bauchhöhle eingelagert ist – lösen eine Reihe von Vorgängen aus, die die Entstehung des metabolischen Syndroms begünstigen. Heute steht für die Mediziner fest, dass viszerale Fettdepots für die Entstehung zahlreicher Stoffwechselstörungen und Krankheiten verantwortlich sind. 

In den Fettdepots laufen ständig entzündliche Prozesse ab und es ergießt sich ein verderblicher „Hormoncocktail“ in die Blutbahn, der zu Entzündungen und Erkrankungen im ganzen Körper führen kann. Männer sind übrigens eher vom metabolischen Syndrom betroffen, weil es bei ihnen generell eher zur Ausbildung des Apfel-Typs kommt.

 

Insulinresistenz, ein eigenständiger Risikofaktor

Ein Überangebot an freien Fettsäuren hat zur Folge, dass die Körperzellen eine Resistenz gegenüber der Aufnahme von Glucose ausbilden. Auch eine kohlenhydratreiche Ernährung kann zu Insulinresistenz führen, wenn der Bedarf an Kohlenhydraten durch Bewegungsmangel stark eingeschränkt ist und in keinem Verhältnis zur Aufnahme steht. Werden dann noch vermehrt kurzkettige Kohlenhydrate und verarbeitete Lebensmittel aufgenommen, ist eine eintretende Insulinresistenz mit der Zeit unvermeidbar. 

Die Folge ist, dass die Bauchspeicheldrüse immer mehr Insulin produziert, irgendwann die Produktion von Insulin einstellt, und man dann zur Gruppe der Typ-2-Diabetiker zählt. Passen also Aufnahme und Bedarf an Nährstoffen nicht zusammen, kann dies im Falle der Kohlenhydrate zu Insulinresistenz und weiter zu erhöhten Blutzuckerwerten mit Entstehung von Diabetes-Typ-II führen.

 

Ein erhöhter Cholesterinspiegel muss nicht schlimm sein

Unter Fettstoffwechsel-Störung versteht man generelle Verschiebungen bei Blutfetten wie Cholesterin und Triglyceriden. Dabei muss man zwischen „gutem“ und „schlechtem“ Cholesterin unterscheiden. HDL (High Density Lipoprotein) wird als „gutes“ Cholesterin bezeichnet, da es nicht benötigtes Cholesterin zurück zur Leber transportiert. Bei LDL (Low Density Lipoprotein) handelt es sich um das „schlechte“ Cholesterin, welches Ablagerungen an den Gefäßwänden bilden kann.

Solange das Verhältnis von LDL zu HDL ausgeglichen ist, muss auch bei einem erhöhten Gesamtcholesterinwert nicht automatisch von einer Gefahr ausgegangen werden. Sehr niedrige Werte bei HDL oder ein stark LDL-lastiges Verhältnis gelten hingegen als Risikofaktoren für Gefäßschädigungen (Arteriosklerose). Nicht das Aufkommen am Gesamtcholesterin entscheidet über „gute“ oder „schlechte“ Cholesterinwerte, sondern das Verhältnis von HDL zu LDL.

 

Geißel Bluthochdruck (Hypertonie)

Letztlich gilt der Bluthochdruck als eigenständiges Diagnosekriterium für das metabolische Syndrom. An dieser Stelle muss die zentrale Rolle des Übergewichts und des viszeralen Fettgewebes beim Thema metabolisches Syndrom betont werden. Was kann man gegen Bluthochdruck tun? Mit dem berühmten Einsparen von Kochsalz allein ist es nicht getan. Die besten Maßnahmen gegen Bluthochdruck sind körperliche Aktivitäten, Gewichtsreduktion und Vermeidung von Alkohol und Rauchen.

Fest steht, dass ein hoher Blutdruck eine Überbeanspruchung des Herzens bewirkt und es so schneller zu Herzschwäche oder krankhaften Veränderungen des Herzmuskels kommen kann. Kleinere Blutgefäße verkalken schneller und verlieren unter Hypertonie an Elastizität. 

 

Was hilft gegen das metabolische Syndrom?

Damit es nicht soweit kommt und man sich nicht irgendwann zum Kreis der Betroffenen zählen muss, kann man einiges beisteuern. 

Übergewicht und Adipositas kann man am besten durch eine bedarfsgerechte Ernährung hinsichtlich des Brennwerts (Kalorien) und der Auswahl der richtigen Nährstoffe vermeiden. Eine Fett-Eiweiß-betonte Ernährung hat sich als hilfreich erwiesen. Kohlenhydrate durch Eiweiß zu ersetzen sorgt dafür, dass es zu weniger LDL und weniger Triglyceriden im Blut kommt und dass die Werte an HDL steigen. Protein punktet zudem durch einen starken Sättigungseffekt. Hinsichtlich der Fettsäuren sorgt eine moderate Aufnahme von gesättigten und mehrfach ungesättigten Fettsäuren, bei gleichzeitig hohem Anteil an einfach ungesättigten Fettsäuren für positive Entwicklungen bei den Blutfettwerten. 

Der Faktor Bewegung darf auf keinen Fall außer Acht gelassen werden. Egal, welches Diagnosekriterium für das metabolische Syndrom man heranzieht – sportliche Aktivität kann für eine positive Veränderung sorgen. In Verbindung mit der richtigen Ernährung sind weitere positive Effekte zu erwarten. Als besonders wirksam hat sich eine Kombination aus Krafttraining und Herz-Kreislauftraining erwiesen, wie man sie in jedem Fitnessclub ausüben kann. Man muss auch nicht stundenlang trainieren. Schon 30 Minuten jeden zweiten Tag genügen, um sich gegen das metabolische Syndrom zu rüsten.

 

Fazit

Zwar sind die Ursachen für das metabolische Syndrom vielfältig, vor allem aber sind es die schlechten Lebensgewohnheiten in den Industrieländern, die dazu führen, dass wir vom metabolischen Syndrom betroffen sind. Viele suchen Linderung in Mittelchen der Pharmaindustrie. Besser als jede Pille beim Arzt ist aber eine richtige Ernährung, die auf Eiweiß und gesunde Fette setzt. Auch sportliche Aktivität trägt zur Verbesserung der einzelnen Faktoren des metabolischen Syndroms bei. 

 

Übergewicht messbar machen: Taille-Größe-Verhältnis WhtR

Laut Studien der Ludwig-Maximilian-Universität liefert der WHtR im Gegensatz zu BMI und THV eine deutlich genauere Aussage über die Verteilung des Körperfetts. Vor allem aber lassen sich aus diesem Wert genauere Rückschlüsse auf den gesundheitlich bedenklichen Bauchfettanteil ziehen.

Praktischerweise kommt man beim WHtR auch mit einer Messung aus, nämlich der um die Taille, da die Körpergröße sich nur minimal verändert. Um den WHtR zu ermitteln, messe Deinen Taillenumfang auf Bauchnabelhöhe und teile diesen Wert durch Deine Körpergröße in cm. Ein Beispiel: Bei einem Taillenumfang von 90cm und einer Körpergröße von 180cm beträgt der WHtR 0,5. Damit wäre diese Person gerade noch so normalgewichtig. Die folgenden Werte gelten für alle Personen bis 40 Jahre.

Untergewicht: unter 0,4
Normalgewicht: 0,4 – 0,5
Übergewicht: 0,51 – 0,56
Adipositas: 0,57 – 0,68
Schwere Adipositas: über 0,68

Tipp:
Deinen BMI, THV und WHtR-Wert kannst Du ganz einfach u.a. auf der Website my-slimcoach.de berechnen lassen.