Manche sehen hinter Muskeltraining auch nur den Kraftaspekt im Rahmen von sportlichen Disziplinen. Die gesamte Spannweite der Vorteile und der vielfältigen Einsatzmöglichkeiten von Muskeltraining ist jedoch den Wenigsten bewusst, weshalb sich die Frage stellt: welche Vorteile bringt es, seine Muskeln zu trainieren?
Muskeltraining formt
…. und das sowohl bei Männern als auch Frauen. Vielen Männern ist bewusst, dass sich mit Muskeltraining ein gut geformter, athletischer Körper aufbauen lässt, der nicht nur das eigene Selbstbewusstsein stärkt, sondern auch vom Gros der Damenwelt als äußerst attraktiv angesehen wird.
Bei Frauen genießt das Muskeltraining aber noch immer ein eher zweifelhaftes Image, da ihre Angst groß ist, zu viele Muskeln aufzubauen und damit an Weiblichkeit zu verlieren. Fest steht aber, dass es Frauen unter normalen Umständen gar nicht möglich ist, Muskeln wie ein Mann aufzubauen. Es fehlt ihnen dazu die nötige Menge des männlichen Geschlechtshormons Testosteron.
Was aber bei Frauen durchaus möglich ist, sind positive Veränderungen der Körperzusammensetzung sowie Straffung. Welche Frau wünscht sich nicht einen straffen, knackigen Look?
Muskeltraining als „Diäthelfer“
Diät ist eigentlich nichts anderes als der Begriff für eine Ernährungsform, wird aber oft gleichgesetzt mit eingeschränkter Nahrungszufuhr, um Körpergewicht abzubauen. Mit solchen „Reduktionsdiäten“ wird eine Menge Geld verdient und es existiert eine Vielzahl an Diät Konzepten, die alle auf ihre ganz spezielle Art beim Abnehmen helfen sollen.
In der Praxis zeigen sich aber nur dann gute Erfolge, wenn Diäten mit sportlicher Betätigung kombiniert werden. Da der Gedanke nahe liegt, mit der körperlichen Aktivität hauptsächlich für einen vermehrten Kalorienverbrauch zu sorgen, bevorzugen viele Diätwillige meist Ausdauertraining und hoffen so, eine maximale Menge Fett zu verbrennen.
Muskeltraining hilft dabei, den Grundumsatz zu steigern.
Gerade Muskeltraining ist es aber, welches sogar auf zweierlei Wegen als „Diäthelfer“ nützliche Dienste leisten kann, was aber oft übersehen wird. Auf der einen Seite sorgt Muskeltraining für einen direkten Mehrverbrauch an Kalorien während des Trainings. Anders als beim Cardiotraining erhöht es den Kalorienverbrauch aber auch nach dem Workout. Reparaturmaßnahmen in den Muskeln nach dem Krafttraining und erhöhte Stoffwechselaktivitäten bedeuten einen Mehraufwand an Energie, der bis zu 48 Stunden nach der Trainingseinheit anhalten kann.
Auf der anderen Seite stellen Muskeln ein sehr stoffwechselaktives Gewebe dar, das den „Grundumsatz“, also den Energieumsatz bei absoluter Ruhe, steigert. Gelingt es uns, Muskeln durch Training aufzubauen, erhöhen wir damit automatisch auch diesen Grundumsatz, d.h. wir verbrennen mehr Kalorien, ohne auch nur einen Handstreich zu rühren. Obwohl Muskelaufbau im Rahmen von Diäten eher schwierig ist, sorgt Muskeltraining in dieser Zeit doch dafür, dass die Muskeln trotz der Diät erhalten bleiben.
Muskeltraining zum Schutz des passiven Bewegungssystems
Über unsere Skelettmuskeln sind wir in der Lage uns zu bewegen. Sie sind es, die durch Anspannung das passive Bewegungssystem in Aktion versetzen. Neben der Aktivierungs- und Bewegungsaufgabe stabilisieren und stützen Muskeln aber auch Knochen, Knorpel und vor allem Gelenke. Die Belastung auf ein Gelenk fällt umso kleiner aus, je stärker die das Gelenk umgebende Muskulatur ausgeprägt ist. Da es verschiedene Gelenkarten gibt, lässt sich dies ganz besonders für vorrangig muskulär geschützte Gelenke wie das Schultergelenk behaupten. Von entscheidender Bedeutung ist auch die sogenannte autochthone Rückenmuskulatur. Sie stabilisiert die Wirbelsäule und schützt so vor Haltungsfehlern, Rückenschmerzen oder schmerzhaften Verspannungen.
Muskeltraining im Kampf gegen Muskelschwund
Ein Problem, das uns alle früher oder später einholt, ist die sogenannte „Sarkopenie“. Darunter versteht man den Muskelschwund im Alter, einem fortschreitenden Syndrom, das mit einem Verlust von Muskelmasse, Muskelkraft und Muskelfunktion einhergeht.
Muskelschwund begünstigt das Sturz- und Frakturrisiko, verringert die Knochenmasse und Knochenfestigkeit und reduziert natürlich auch den Energiebedarf, da sich durch weniger aktive Muskelmasse der Grundumsatz verringert. Das größte Problem in Zusammenhang mit Muskelschwund ist der Verlust an Mobilität und Beweglichkeit, der mit dem Älterwerden zu Einschnitten in der Unabhängigkeit und Lebensqualität führen kann.
Bei bis zu 60% der über 65-jährigen beginnt es damit, dass alltägliche Dinge wie das Aussteigen aus dem Auto, das Aufstehen vom Bett oder das Treppensteigen schwer fallen und sich auch die Ganggeschwindigkeit verringert.
Muskeltraining dient der Prophylaxe und Vorsorge gegen Stoffwechselkrankheiten.
Sarkopenie kann jeden ereilen, sie entsteht meist aus einer Verbindung hormoneller und neurologischer Faktoren, aber auch aufgrund von Bewegungsmangel. Bekannt ist zudem, dass sich mit dem Alter die Produktion muskelaufbauender und muskelschützender Hormone wie Testosteron und Wachstumshormone verringert, während es gleichzeitig zu einer Zunahme Muskel abbauender Stoffe kommt.
Letztlich sind es oft auch eine falsche Ernährungsweise oder Veränderungen des Ernährungsverhaltens, die ebenfalls im Alter auftreten und eine Sarkopenie begünstigen. Hier ist besonders der Begriff Altersanorexie (Altersappetitlosigkeit) ein Thema. Das altersbedingte Nachlassen des Geruchs- und Geschmackssinns führt außerdem dazu, dass gerne zu süß und zu salzig gegessen wird.
Glücklicherweise kann man der Sarkopenie entgegentreten. Eine effektive Variante ist es, bereits frühzeitig mit Muskeltraining zu beginnen, um auf diese Art seine Kraftleistungen im Bereich Schnellkraft und Kraftausdauer aufrechtzuerhalten. Da Sarkopenie hauptsächlich schnelle Muskelfasern betrifft, eignet sich besonders Krafttraining zur Stärkung. Ausdauertraining kann als begleitende Maßnahme die Nähr- und Sauerstoffversorgung verbessern und das Herz-Kreislaufsystem stärken.
Wer sich im Zuge dessen auch noch um eine angepasste Ernährung kümmert, die ausreichend Proteine, höhere Mengen essentieller Aminosäuren, ein ausgeglichenes Verhältnis von Omega 3- zu Omega 6-Fettsäuren sowie eine Vollversorgung mit Vitamin D aufweist, hat noch bessere Chancen, lange von der Sarkopenie verschont zu bleiben.
Muskeln verbrennen Kalorien noch lange nach dem Training.
Muskeltraining im Kampf gegen Stoffwechselkrankheiten
Letztlich kann man sich mit regelmäßigem Muskeltraining auf effektive Weise vor der Entstehung von Stoffwechselkrankheiten wie Adipositas oder Diabetes schützen, die neben genetischen Faktoren und falscher Ernährung oft aus Bewegungsmangel resultieren. Auch ein erhöhtes Aufkommen an Stress kann Stoffwechselkrankheiten verursachen. Stress bedeutet für unseren Körper, dass er akut für die Bereitstellung großer Mengen Energie sorgen muss, um zu gewährleisten, dass wir das Mammut entweder erlegen oder vor ihm wegrennen können.
Dieser evolutionäre Mechanismus ist bis heute unverändert – was sich geändert hat, ist jedoch der Auslöser der Stress-Situation. Während früher freie Fettsäuren benötigt wurden, um der Stressursache zu entkommen, wird zur Kompensation von heutigem Stress keine Energie im Blut benötigt, da er sich auf psychischer Ebene abspielt.
Die Folge daraus ist, dass überflüssige Energie wieder eingelagert wird. Im Falle freier Fettsäuren aber nicht dort, wo man sie entnommen hat, sondern verstärkt in den Bauchraum, wo stark aktives Gewebe für ein vermehrtes Auftreten von Entzündungen sorgt und damit die Entstehung von Fettleibigkeit fördert.
Auch dies vermag regelmäßig ausgeführtes Muskeltraining positiv zu beeinflussen. Bei erhöhtem Stressaufkommen verhindert der zusätzliche Energieverbrauch durch Muskeltraining die Wiedereinschleusung von Fett, das sich ansonsten als gefährliches Bauchfett anlagert.
Fazit
Muskeltraining ist ein wahres Multitalent für die Gesundheit und dient nicht nur der Verbesserung der Figur. Sei es beim Abnehmen, zur Stärkung der Muskulatur, vorbeugend gegen Muskelschwund oder im Kampf gegen Stoffwechselkrankheiten, birgt Muskeltraining ungeahnte Vorteile für Gesundheit und Wohlbefinden.